Am Mittwochabend gegen 18:30 Uhr musste es schnell gehen: Eine hochschwangere Frau aus Elmschenhagen lag in den Wehen. Der Rettungswagen der Feuerwehr wurde gerufen, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Doch nach wenigen Metern setzte die Geburt ein. „Das ging holterdiepolter, aber verlief doch völlig unproblematisch“, sagte Oberbrandmeister Sven Möller gestern.

Auf den Alarm in der Hauptwache am Westring hin waren Möller, Brandmeister Alexander Puttrus und Praktikant Mergim Hakaj im Krankenwagen losgefahren. Die Hochschwangere hatte Wehen in immer kürzeren Abständen. Sie möchte anonym bleiben. Bekannt ist, dass sie in dem Moment das dritte Kind erwartete. Fruchtwasser war noch nicht zu sehen. Die Rettungswagenbesatzung stellte sich also auf einen schnellen Transport in die Klinik ein. Ursprünglich sollte es ins Städtische Krankenhaus gehen. „Die Abholung war erst noch entspannt“, berichtete Möller.

Vor Ort stellten sich erste Herausforderungen: Ein enges Treppenhaus machte es unmöglich, die Frau ohne zusätzliches Personal und Equipment liegend zu tragen – Möller und Puttrus packten also an einem Stuhl an. Unten hatte Hakaj bereits die Trage vorbereitet, lobt Möller: „Das war eine tolle Teamleistung.“ Gemeinsam mit dem Vater des Kindes ging es in den Rettungswagen, aus dem Möller vorsichtshalber Notarzt und Baby-Notarztwagen alarmierte.

Doch der Transport kam nur etwa 100 Meter weit. „Da war klar, dass wir es auf keinen Fall mehr bis in Krankenhaus schaffen“, sagte Möller. Die Geburt begann. Puttrus und er sind beide ausgebildete Notfallsanitäter. „Sie wussten sofort, was zu tun war“, so die Feuerwehr Kiel. Möller am Steuer stoppte den Wagen an der Kreuzung der Straßen Am Wellsee und Pottbergkrug: „Keine unnötigen Erschütterungen“ gelte in solchen Fällen, so Möller, der nach hinten in den Wagen stieg.

Dort ging es ganz schnell: „Holterdiepolter“ kam der kleine Junge nach wenigen Minuten zur Welt. Zwar üben Notfallsanitäter solche Fälle, auch ein Kinder-Notfallkoffer ist an Bord – aber diese Realität war eine „echte Ausnahmesituation“, sagte Möller bewegt. „Im Kreißsaal hat man Idealbedingungen. Im Rettungswagen ist eine Geburt immer ein bisschen Improvisation.“

Nach der Geburt um 18:57 Uhr also freute sich auch der eingetroffene Notarzt über die gelungene Betreuung – die Eltern waren einerseits geschockt, dass es so schnell ging“, sagte Möller: aber auch erleichtert, wie gut es verlief. „Wir haben das Kind dann ruhig in die Klinik gefahren“, sagte Möller. Es ging jetzt allerdings ins UKSH.

Möller, Puttrus und Hakaj mussten nach dem Einsatz erst einmal durchatmen: „Das war schon ein ordentlicher Ritt“, sagte Möller am Tag danach – eine Geburt im Rettungswagen sei schließlich „nichts, was man eigentlich möchte“. Er ergänzte: „Wir waren danach auch etwas neben der Spur.“ Die gute Nachricht von der gelungenen Geburt hatte sich bereits auf der Hauptwache herumgesprochen, gerade weil die Feuerwehr nicht so häufig „wirklich freudige Ereignisse“ habe, so Möller. Auch das UKSH bestätigte gestern noch einmal, dass es Mutter und Kind gut gehe.

Laut Auskunft der Leitstelle bringen Rettungswagen zwar regelmäßig Hochschwangere in die Kieler Kliniken. Eine Geburt im Krankentransport komme im regionalen Kieler Bereich jedoch lediglich zweimal im Jahr vor.


Quelle: Kieler Nachrichten 27.02.2020


Sven Möller und Alexander Puttrus sind Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Gettorf.