Stell dir vor, es brennt, aber keiner löscht – weil keiner davon weiß. So extrem hat die Freiwillige Feuerwehr Gettorf es noch nicht erlebt. „Aber es gibt Lücken in der Alarmierung, weil der Digitalfunk nicht funktioniert“, monieren die Brandschützer. Sie blicken erneut auf ein Jahr zurück, in dem Whatsapp-Gruppe und Handy oft den Meldeempfänger ersetzten. „Das darf nicht die Arbeitsweise der Feuerwehr sein, die schnell sein muss“, sagt Wehrführer Frank-Andreas Greggersen. „Auch nicht im Ehrenamt.“

Greggersen ist als Gerätewart der einzige Hauptamtliche der Schwerpunktwehr. Gettorf hat die größte Truppe im Amt Dänischer Wohld, die beste Ausrüstung, die meisten Fahrzeuge. 43 der 70 Aktiven sind am Atemschutzgerät ausgebildet und stehen Nachbarwehren bei komplexen Einsätzen zur Seite. Aber beim Digitalfunk, über den alle Feuerwehren im Kreis Rendsburg Eckernförde alarmiert werden, „hakt es seit 2012“, betonen Greggersen und Stellvertreter Thomas Stohlmann.

Erst am 12. Januar versagte das System wieder mal. Greggersen: „Zwei Drittel unserer Leute bekamen den Ruf nicht auf den Meldeempfänger, den sie immer dabei haben. Zum Glück war es ein  Probealarm. Etliche Male kamen zu den Einsätzen nur deshalb genügend Kräfte, weil wir uns zusätzlich über Handy-Nachrichten verständigen. Deshalb sind wir nach wie vor sehr effektiv. In einem Brandfall bekamen von 70 Leuten nur 20 den offiziellen Ruf aus der Einsatzleitzentrale.“ Das ist eigentlich der unsichere Weg. Ein lückenlose Mobilfunknetz ist nicht überall garantiert. Und es erfüllt schon gar nicht die Sicherheitsanforderungen für Rettungskräfte. Der Digitalfunk, der Kreissache ist, „macht uns seit 2012 Kopfzerbrechen“, sagt der Wehrführer. „Offenkundig ist die Sendeeinheit das Problem.“ Lange sei man der Kritik „nicht ernsthaft nachgegangen“. „Jetzt hat sich der Kreis dessen endlich angenommen. Die Sendeeinheit wurde gerade umgesetzt. Wir vermuten, dass auch die Leistung falsch berechnet ist.“ Problem aus Sicht der Feuerwehrspitze: Der Aufbau der Digitaltechnik wurde an Private delegiert, die Behörde zog sichweitgehend heraus. Warum die Alarmierung am Schnürchen klappen soll? Binnen zehn Minuten muss die Feuerwehr eintreffen. Stohlmann: „Es geht oft um ein Leben. Wir sind meist als Erste vor Ort und bergen Verunglückte. Die Reanimationsfrist beträgt dann nur sieben Minuten.“

Problem Nummer zwei der Gettorfer Brandschützer bleibt mutmaßlich noch länger ungelöst: Das Gerätehaus, gut fürs schnelle Ausrücken gelegen, ist zu klein geworden. Zwei der acht Fahrzeuge und zwei Anhänger werden nicht mehr untergebracht. Ein Wagen steht dauerhaft vor der Zentrale, ein weiterer auf dem Bauhof. Auch die Umkleide entspricht nicht den heutigen Richtlinien. Greggersen: „Einsatzkleidung ist mit giftigen Stoffen kontaminiert. Sie darf nicht mit privater Kleidung in Berührung kommen. Aber unsere Leute ziehen sich weiter in der Halle um, weil kein Platz für die Trennung ist.“ Gettorfs Politiker wissen um das Dilemma. Sie sind bislang mit Verhandlungen über ein Grundstück, das groß genug für einen Neubau wäre, gescheitert. Im Masterplan Gettorf soll das Projekt Priorität haben. Und ein Anbau? Auch der wäre schwierig bis unmöglich. An der Gebäuderückseite ist die hauptamtliche Wache Gettorf der Rettungsdienst-Kooperation der Kreise (RHiSH) mit bis zu sechs  Mitarbeitern untergebracht. „Auch die ist inzwischen viel zu klein“ bestätigt der für Eckernförde und Gettorf zuständige Leiter Simon Preuß. „Und auch wir finden bisher kein neues Grundstück in Gettorf.“

 

Quelle: Kieler Nachrichten