Der letzte Tag

Gott sei Dank? Leider?

Wir sind uns einig. Es liegt am Hobby. Das „Leider“ überwiegt - Feuerwehrleute und auch andere Ehrenamtler wollen helfen – das ist vermutlich ein Gendefekt. Wir freuen uns aber auch auf Zuhause. Unsere Familien und auch unsere Bürger, denen wir gerne und mit Leidenschaft 24/7 zur Seite stehen.

Die Bewohner von Bad Neuenahr-Ahrweiler werden aber nicht vergessen und im Stich gelassen. Frische Kräfte werden uns ablösen, denn in ganz Deutschland gibt es viele ähnliche Katastrophenschutzgruppen wie die Unsere. Eine große Familie mit Hang zu Autos mit blauen Lichtern.

Heute hatten wir wieder Bereitschaftsdienst in der Feuerwache Bachem, wieder mit der Truppe aus Thüringen, wie gestern. Auch Heute glücklicherweise kein Alarm - gut für die Bürger. Unsere Wache hat dafür die 1000l IBC-Tanks im Stadtgebiet mit Brauchwasser zum Abspülen von Material befüllt. Unsere Unterkunft wurde am Morgen schon nach Material durchsucht, welches nicht mehr gebraucht und benötigt wurde. So konnten wir uns bei den Mitarbeiterinnen der Kleiderkammer, die uns selbstlos am Montag mit den Handtüchern etc. ausgeholfen hatten, revangieren. Augen wie Weihnachten bei den ehrenamtlichen Helfern (meist die älteren Frauen). Auch hier wieder Geschichten von "Totalverlusten", frische Beerdigungen auf einem Friedhof, der durch die Geschichte mit dem Feuerwehrmann am Kreuz "weltberühmt" wurde, aber nicht mehr vorhanden ist.

Andere Teams aus S.-H. haben dort heute einen Bauzaun drum herum errichtet. Andere sollten mit Kettensägen für Ordnung sorgen. Ein Friedhof kann man aus pietätsgründen ja nicht mit schwerem Gerät, wie einem Radlader oder schlimmer noch mit einem Bergepanzer, bearbeiten. Das muss Handarbeit sein, auch wenn es länger dauert. Optisch sieht es da aus, wie ein verwüsteter Friedhof im Wattenmeer. Heute Morgen gab es den Bericht, dass ein Statiker beim Begutachten der Kapelle festgestellt haben soll, dass die Baupläne falsch sind - scheinbar ist die komplette Kapelle inkl. Fundament um 90° von der Flut gedreht worden. Die Kraft des Wassers schien schier unmenschlich, im Nachhinein fast verwunderlich, dass es trotz der Tragödie nicht viel mehr Tote gegeben hat. Auch wenn jeder Tote und auch jeder Schaden einer zu viel war.

Irgendwie hat es Ähnlichkeit mit Rungholt am 16.01.1362. Rungholt hatte keine Rettungskräfte, daher blieb es unter Schlamm begraben - Bad Neuenahr-Ahrweiler hat mehr Glück. Der Schlamm wird weichen, die Stadt erblühen. Wir sind uns sicher Ihr schafft das. Ihr seid eine starke Stadt, mit großartigen, freundlichen Menschen.

Wir haben uns trotz der Widrigkeiten sehr wohl gefühlt und wer weiß evtl. sieht man den einen oder anderen Helfer bei der Landesgartenschau 2023 wieder.

Wir wünschen es Euch, Ihr packt das!

 

Quelle: Jannichsen/FF Gettorf