Laut Planung sollen wir Heute und Morgen die Tagesbereitschaft im Ortsteil Bachem übernehmen. Einerseits ist dieses zwar nur eine Art Bereitschaft mit Warten auf einen Einsatz, aber wenn man bedenkt, dass die örtliche Feuerwehr seit 14 Tagen im Dauereinsatz ist und viele von Ihnen zusätzlich mit persönlichen Schicksalen zu kämpfen haben, sind das die wahren Helden hier, und auch Helden brauchen mal eine Pause. Die sehen das zwar anders, aber damit sind sie hier die Minderheit.

Zu Beginn der Wache haben wir bei Tageslicht eine Ortskontrollfahrt unternommen. Hier im Bereich, wo wir Dienst tun, sind unsere Kat-Züge derzeit nicht so präsent, da sind mehrheitlich die privaten Helfer unterwegs. Die großen Züge beschäftigen sich im Moment eher mit großen Gebäudekomplexen und "empfindliche" Einrichtungen der Verwaltung, wie z.B. dem Rathaus, etc. Bei der Kontrollfahrt ist man als Feuerwehr aber auch "Helfer und Ratgeber" für die privaten Helfer. Da diese aber die nicht richtig koordiniert und geführt werden, haben sie ab und zu Fragen und natürlich kann man die auch nicht einfach stehen lassen.

Ein Bewohner fragte z. B. ob von einer Gasflasche mit abgebrochenem Handrad, nach derzeit 14 Tagen, eine aktuelle Gefahr ausgeht, wenn diese, wie in diesem Fall, geborgen an einem sicheren Ort steht.

Ein anderer Hauseigentümer hatte mit einer Tauchpumpe von einem Discounter Baumarkt keinen Erfolg dabei, den Schlamm aus seinem Keller zu beseitigen. Er hätte gehört, dass die Feuerwehr sowas hätte, aber mit Sicherheit das THW. Deren Pumpen könnten ganze Kleidungsstücke mitverarbeiten. Dieses haben wir ihm teilweise bestätigt, aber auch darauf hingewiesen, dass die Tauchpumpen der Feuerwehr nicht für Schlamm geeignet sind, und die Pumpen vom THW bräuchten wohl aufgrund der Größe (Hochleistungspumpen) eine Mindestwasserhöhe von 1 - 2 m. Diese würde Er wohl im Keller eher nicht zur Verfügung stellen wollen, zumal er jetzt nur noch wenige cm Wasserhöhe hatte.

Der nächste Fall ist ein Beispiel nicht nur für jede Einsatzkraft, sondern auch für jeden einigermaßen klardenkenden Menschen und zeigt auf, wo der Unterschied zwischen Hobby und "Profi" ist.

Ein freiwilliger Helfer fragte nach unserer Meinung zum Ergebnis seiner Erkundung. Wenn man hier hochoffiziell und in Kombination mit rotem Profi-Equipment hier rumfährt, schürt man auch eine gewisse Erwartungshaltung und darum haben wir uns seine Erkundung mal angeschaut. Die Helfer wollten einen Keller von Wasser und Schlamm befreien, hatten aber einen undefinierbaren Film auf der Wasseroberfläche entdeckt. Da sie keine Gefahrstoffe wie z. B. Öl. O. ä. in den Vorgarten kippen wollten, fragten sie nach unserer Meinung. Unser Gruppenführer ist mit dem eifrigen Jungen Mann (ca. 25) dann die drei freien, noch trockenen Stufen in den Keller gegangen. Er stapfte allerdings selbst hinter der Wasserlinie weiter, bis ihm das Wasser oben in die Gummistiefel lief. Unser Gruppenführer hat ihn dann erstmal gefragt, warum er denn gleich so tief einsteigt. Der Ort ist ca. zu 80% mit Gas zum Heizen versorgt. Die restlichen Haushalte heizen mit Öl, Pellets, Fern- oder Erdwärme. Nachdem der Mann dann mit nassen Füßen wieder auf der Treppe stand, "analysierten" wir gemeinsam.

Im Keller stand Wasser mit einem weiß-gräulichen Film an der Oberfläche. Durch das Hineinstapfen war Bewegung an der Wasseroberfläche und es war kein farbliches schillern, wie man es z.B. von Öl auf der Straße kennt, zu sehen. Dafür viele silberne Objekte. Nach seiner Auskunft handelt es sich hierbei eindeutig um Fische. Diese würden sich bereits seit ca. 14 Tagen nicht mehr bewegen, woraus er schloss, dass die Fische wohl tot sein müssten. Unser Gruppenführer hat ihm dann etwas von "Leichenwasser" erzählt, wobei er gleich an tote Menschen dachte. Dass so etwas auch von Tieren kommen kann, hatte er nicht gewusst. Wir haben ihm empfohlen mit etwas mehr Umsicht und mit offenen Augen durch das Gebiet zu laufen, und auch seine Mitstreiter aufzuklären. Auf dem Rückweg zum Fahrzeug erfuhren wir, dass er zumindest von Tetanus schon mal etwas gehört hätte. Zur Frage der Dekontamination bekam wir auch gleich eine Antwort - das würde man abends an der Tankstelle mit dem Hochdruckreiniger erledigen…

So etwas ist für uns ohne Worte, es sind hier wirklich drei völlig verschiedene Welten.

Wir sind uns einig, dass auch diese Helfer hier wichtig sind, aber das müsste definitiv besser organisiert und koordiniert werden, zumindest aber die Sache mit der Hygiene. Der Tag verlief ansonsten ruhig und ohne Einsätze, davon hat die Stadt auch eigentlich für Jahrzehnte genug.

Morgen ist dann der letzte Tag. Da werden wir dann nochmal den Brandschutz in Bachem sicherstellen.

 

Quelle: Jannichsen/FF Gettorf